Ein Thema, das bei vielen Bauherr*innen erst ziemlich spät auf den Plan rückt, ist das Thema Versorger. Sprich: alle Anschlüsse und Leitungen für Strom, Trinkwasser, Abwasser, Telekom und ggf. Gas. Man sollte die Komplexität (und Kosten) der Versorgungsanschlüsse aber nicht unterschätzen. Diese haben Einfluss auf Zeitpläne, Erdarbeiten, die Bodenplatte und damit auf den gesamten Hausbau. Man kann sich also kaum früh genug mit dem Thema auseinandersetzen.
Tipp 1 von uns: bereits in der Grobplanung auf die Vorgaben der Versorger eingehen und evtl. notwendige Anpassungen frühzeitig einplanen.
Beispiel: eine Vorgabe vieler Versorger ist, dass zwischen Grunstücksgrenze und Mehrspartenhauseinführung (das ist der „Generalanschluss“ für alle diese Leitungen in der Bodenplatte bzw. in der Kellerdecke) maximal eine „Ecke“ einstehen darf, also ein 90°-Winkel. Das schränkt die Lage des Technikraums schon mal ein und macht manche Grundrissplanung zunichte.
Die Vorgaben der Versorger sind wirklich extrem unterschiedlich und sehr kleinteilig. So schreibt unser Trinkwasserversorger beispielsweise vor, welche Unternehmen exklusiv deren Anschlüsse legen dürfen. Der Tiefbauer von WeberHaus fiel damit hierfür schon mal weg. Die Verlegung der Abwasserleitung hingegen konnte jede Firma durchführen, musste aber bestimmte Prüfungen am offenen Rohrgraben nach speziellen Vorgaben erledigen. Das Wirrwarr an Vorgaben und Verpflichtungen ist nicht ganz einfach zu verstehen. Deshalb haben wir unsere Tiefbaufirma ziemlich früh mit den Versorgern „verkuppelt“, um hinterher keine Zusatzkosten zu erzeugen.
In der Regel laufen die Anträge so:
1. Ihr beantragt den entsprechenden Anschluss beim Versorger.
2. Ihr bekommt vom Versorger entweder eine Firma zugeteilt (z.B. Strom/Telekom) oder eine Liste mit möglichen Partnerfirmen (z.B. Trinkwasser)
3. Ihr nehmt Kontakt mit der entsprechenden Firma auf und vereinbart einen Vor-Ort-Termin zur Begehung und Abschätzung der notwendigen Arbeiten
4. Ihr beauftragt das jeweilige Unternehmen
5. Ihr koordiniert die zeitliche Planung in Abstimmung mit eurer Hausbaufirma.
Gerade angesichts des Fachkräftemangels ist der zeitliche Vorlauf bei Punkt 5 nicht zu unterschätzen. Die Zeiten zwischen Beauftragung und Realisierung liegen bei uns ungefähr bei 3 Monaten beim Trinkwasserunternehmen, 3-4 Monate bei der Telekom und 2 Monate beim Stromanschluss. Die Abwasseranschlüsse hat bei uns die Tiefbaufirma erledigt, die auch die Bodenplatte gegossen hat. Dadurch hatten wir hier zeitlich keine Einschränkungen. Teilweise wird aber (wie bei uns) von der Hausbaufirma ein entsprechend kleines Zeitfenster zur Realisierung des jeweiligen Anschlusses vertraglich festgelegt, sodass die zeitliche Koordinierung mit der jeweiligen Firma umso wichtiger ist. So sollen wir den Strom- und Trinkwasseranschluss ins Haus bspw. innerhalb der ersten zwei Wochen nach Hausstellung realisieren. Das ist sportlich.
Thema Kosten: unterschätzt nicht die Kostenplanung für die Versorgung in euren Budgets. Diese hängen von drei Hauptfaktoren ab:
a) regional große Unterschiede je nach Versorger (manche berechnen Pauschalen, andere nach realem Aufwand)
b) Länge der Versorgungsleitungen zwischen Grundstücksgrenze und Hauseinführung
c) ob überhaupt schon ein Anschluss ans öffentliche Netz vorhanden ist
d) ob die Erdarbeiten zwischen Versorgern kombiniert werden können
Auf das Thema regionale Unterschiede habt ihr keinen echten Einfluss, umso wichtiger ist es, sich nach den Pauschalen für die Anschlüsse und ggf. Kosten pro Meter ab Grundstücksgrenze zu erkundigen.
Die Länge der notwendigen Versorgungsleitungen sind durch Lage des Hauses auf dem Grundstück und Lage der Mehrspatenhauseinführung im Haus schon beeinflussbar. 5 Meter machen da in Summe vierstellige Beträge an Unterschied aus (und summieren sich, da von jedem Versorger einzeln berechnet).
Einen großen Kostenunterschied macht es, wenn das Grundstück noch gar nicht an den Versorger angeschlossen ist. In diesem Fall kommen zusätzlich zu den Kosten für die Leitungen auf dem Grundstück noch Anschlusskosten für das öffentliche Netz hinzu. Das war bei uns bspw. kein Trinkwasser (plus 2.000 EUR) und Strom (plus 1.800 EUR) der Fall.
Punkt d) beim Thema Kosten ist noch ein kleiner Tipp: lasst euch vom Tiefbauer schon die Leerrohre für die einzelnen Versorgerleitungen mit verlegen (CAVE: vorab erkundigen, welche Leerrohre genau vorgeschrieben sind!). Dann muss nicht jeder Versorger einzeln wieder lange Gräben in unterschiedlichen Tiefen anlegen, sondern muss nur an der Grundstücksgrenze bzw. am Hausanschluss ein kleines Loch (so genanntes „Kopfloch“) graben. Das kann in Summe viel Geld sparen.
In Summe solltet ihr mit mindestens 10.000 EUR für Versorger planen. Je nach Länge der Leitungen und evtl. noch zusätzlicher Anschlusskosten ggf. deutlich mehr.
Noch ein Tipp zum Schluss: manche Versorger schreiben eine bestimmte Reihenfolge beim Anschluss vor, da die Leitungen in unterschiedlichen Tiefen liegen und man sich ggf. in die Quere kommen könnte. Hier hilft es auch, kurz telefonisch nachzufragen.
Hallo Fabian,
ich verfolge Euren Blog sehr interessiert. Wir haben im Bauforum Berlin ungefähr ein Jahr nach Euch unterschrieben und hoffen Eure lange Schreibpause gibt keinen Anlass zur Sorge.
Neben ungefähr 1 Million anderer Fragen fange ich mal mit dem Thema Versorger an. Wir haben ein Angebot einer Elektrofirma für Baustrom erhalten und das fühlt sich ein wenig wie Wucher an: monatliche Leihgebühr 95€ plus eine monatliche Sicherheitsuntersuchung für 67€. Verrätst Du mir, was bei das bei Euch gekostet hat? Nebenbei gefragt – habt Ihr das alles allein organisiert? Bei uns halten sich die WH-Kollegen vornehm mit Tipps und Ratschlägen zurück.
Danke Euch und viele Grüße
Aimo
Hallo Aimo,
erst einmal keine Sorge, wir sind inzwischen sehr glücklich in unseren beiden Weberhäusern und sind insgesamt sehr zufrieden, wie alles gelaufen ist. Ich hoffe, ich habe bald mal die Zeit alles hier noch einmal zusammenzufassen.
Beim Baustrom scheint in der Tat ordentlich zugelangt zu werden. Liefern und Anschließen waren bei uns 170€, dazu 40€ Miete pro Monat, dann noch einmal Ausklemmen und Anklemmen des Zählers 120€, Prüfung vor Inbetriebnahme 28€ und dann nochmal An- und Abfahrt 140€ (Firma war um die Ecke). Zwischendurch musste der Zähler vom alten Kasten in den neuen gebaut werden, das hat auch noch mal 200€ gekostet… Es geht sicher auch günstiger, unsere Firma war wohl als teuer bekannt. Der Verbrauch hielt sich dann zum Glück einigermaßen in Grenzen.
Wenn du noch Fragen hast, immer her damit 🙂
Viele Grüße
Johannes
Hallo Johannes,
vielen Dank und erstmal Glückwunsch Euch allen zu den Häusern. Dieser Tage liegen uns Baufamilien doch allerhand Hindernisse im Weg und es ist schön zu sehen, dass es trotzdem noch klappt privat zu bauen.
Danke für die Zahlen – ich habe nun ein Angebot für die Hälfte des ursprünglich genannten Preises erhalten können.
Viele Grüße
Aimo